Pfr. Dr. Jiri Dvoracek
«Mit meinem Gott kann ich Mauern überspringen»
Text von Erich Gerber (89) nach dem Psalm 18
Zürich,
23. Juli 2021
Im heutigen Gottesdienst, der wiederum im gut besetzten »Andachts-raum» stattfand, hat Pfr. Dr. Jiri Doracek auf treffende Weise
«Glauben
und Wasser» verglichen. Am Schluss hat er uns eingeladen, ihm unsere eigenen Gedanken zum «Glauben» zu schicken. Das will ich hiermit gerne tun, obschon eine Art Lebenslauf daraus entsteht.
Ich
beginne beim Wichtigsten: Im vergangenen Januar haben meine Frau Susy und ich zusammen schon 175 Lebensjahre gefeiert und sind nicht minder dankbar für unsere Diamantene Zeit. Wir lieben einander von Herzen.
Dank guter Ausbildung und der starken Unterstützung durch meine Frau konnte ich während meiner Berufszeit leitende Aufgaben am KV Liestal, bei General Motors Suisse in Biel, in der Armee, bei der Schweizer Hotellerie, ihrer
Hotelfachschule in Lausanne, bei der Personalförderung der Schweizerischen Bankgesellschaft sowie im Zürcher Tourismus übernehmen, bis ich eine eigene Agentur für Oeffentlichkeitsarbeit gründete, was dank meinen vielen persönlichen
Kontakten recht gut gelang.
Vor Schicksalsschlägen wurde ich jedoch nicht bewahrt. Im Alter von 10 Jahren habe ich zuhause in Bern meinen 46jährigen Vater wegen seines Herzschlages beim
Tennisspielen verloren. Das war ein schwerer Verlust, denn ich musste jetzt mein Leben mit der Zeit selber aufbauen.
Dabei hat mein Pfarrer Markus Stotzer eine sehr wichtige Rolle gespielt. Er hat mich auch konfirmiert.
In seiner Jugendgruppe «Aetos», die ich gründen und mit Lagern und Anlässen beleben half, habe ich in einem Totentanz einmal sogar die Hauptrolle mit Skelettverkleidung gespielt. Ein Regisseur vom Stadttheater hatte mich gelehrt, den
Satz «Ich bin der Tod!» nicht zu brüllen, sondern nachhaltig zu flüstern…
Dank der intensiven persönlichen Betreuung durch meinen Pfarrer Markus habe ich gelernt und geübt,
immer mehr an meinen Lieben Gott zu glauben, zu ihm zu beten, seine Kraft zu spüren und zu versuchen, gemäss Psalm 18 mit ihm Probleme bestmöglich zu lösen und Hinder-nisse zu überwinden – in diesem Sinn Mauern zu überspringen.
Daran glaube ich ganz fest: Gott ist nicht nur für uns, sondern für alle Weltreligionen da.
Und dazu gefällt mir ein Wort von
Papst Benedikt XVI besonders gut:
"Es gibt so viele Wege zu Gott,wie es Menschen gibt."
Ich gebe mir
Mühe, meinen Weg zu behalten, weiter zu gehen und andern zu empfehlen. Manchmal hilft beim Umgang mit Menschen und im Glauben an den Lieben Gott auch ein einfühlsames Lächeln, um kleinere Probleme etwas leichter zu lösen…
Seit ihrem Hirnschlag Mitte 2019 muss meine Frau Susy mithilfe von verschiedenen Therapien ihre Worte neu zu sprechen lernen und macht dabei gute Fortschritte. Unsere Wohnung in Schwamendingen haben wir nach 38 Jahren
aufgegeben und wurden im Oktober 2019 im Alterszentrum Herzogenmühle rasch und herzlich aufgenommen.
Mithilfe unserer Jungen haben wir im 2. Stock eine schöne Zwei-zimmerwohnung eingerichtet und
fühlen uns hier im Zentrum wie zuhause. Für alles ist sehr gut gesorgt. Manchmal habe ich sogar ein richtiges Feriengefühl!
Gerne wirke ich im Bewohnerrat unseres Zentrums unter der Leitung
von Frau Claudia Beck mit. Mit Pfarrerin Hanna Kandal, Pfarrer Dr. Jiri Dvoracek und der Oekumenischen Gesprächsgruppe von Sozial-diakonin Barbara Kegelmann haben wir wertvolle persönliche Kontakte, und ich erhalte starke Hilfe. Diese
Gruppe wird zur Zeit neu belebt und hoffentlich mit weiteren Religionen ergänzt. Darauf freue ich mich sehr und sehe keine Mauer.
Und schliesslich meine Version im Vaterunser:«Und bewahre uns vor der Versuchung und erlöse uns von dem Bösen.»
Amen.