Lebenslauf von Konrad Flückiger

Es ist immer auch eine gewisse Gratwanderung, wenn man auf das Leben eines Menschen zurückblicken und dieses beschreiben möchte. Unsere Erinnerungen sind immer auch verbunden mit emotionalen Elementen, die wir gleichzeitig empfanden. Deshalb hat jeder von uns ganz eigene Erinnerungen, die sonst niemand so haben kann. Trotzdem kann dieser Lebenslauf, welcher viele Elemente enthält, die uns vielleicht völlig neu sind, bei jedem unter uns, zusammen mit den persönlichen Erinnerungen, ein Bild entstehen lassen, das dann dennoch stimmig und persönlich ist.
Ich lese nun den Lebenslauf, so wie ihn Bettina, als Tochter und nächste Bezugsperson nach Käthi, liebevoll verfasst hat.
Vorwort von Pfr. Matthias Fürst

Lebenslauf


Koni Flückiger ist in Bern geboren und mit seinen beiden Brüdern Res und Heini in einem Doppeleinfamilienhaus im Berner Wylergut Quartier aufgewachsen. Als Ältester der drei, war es für ihn nicht immer einfach, den Weg zu ebnen. Sein Vater war Lehrer und sehr streng. Er war unter anderem auch Zeichnungslehrer mit eigenen Ausstellungen. Koni hat wohl sein Talent geerbt. Mit spitzbübischem Grinsen und grosser Freude hat er von Streichen berichtet, die sie in der Schule gespielt haben. Im Gymnasium hat er, um sich Extras leisten zu können, unerlaubterweise Jobs angenommen. So hat er auf dem Bau gearbeitet und um die Weihnachtszeit bei der Post nachts bei der Päckli-Abfertigung mitgeholfen. Nach der Maturität C studierte er Physik an der Universität Bern.

In London hat er am University College das Master über Microwave abgeschlossen und dort auch Käthy Grieder kennen und lieben gelernt. Am 28.04.1967 haben sie im wunderschönen Schloss Bottmingen geheiratet. Zusammen lebten sie in Bern in einem Plattenbau an der Normannenstrasse. Danach waren sie je ca. 1 Jahr in Langenthal und Embrach bevor sie 1975 mit dem mittlerweile 3-jährigen Töchterchen Bettina ins neu gebaute Haus in Oberembrach einzogen.
Erst kürzlich haben sie am Haus viele Erneuerungen vornehmen lassen. Koni war mit Begeisterung dabei. Vor allem an der Photovoltaikanlage war er sehr interessiert. Er hat die ein- und ausgehenden Energiewerte täglich beobachtet. Beruflich hat Koni Flückiger an der Universität Bern die Arbeit mit dem Thema „Kurzzeitige Mikrowellenausbrüche auf der Sonne“ geschrieben und als Dr. phil. Nat. abgeschlossen.

Koni war eine Führungspersönlichkeit. So war er Entwicklungsleiter bei der Firma Dätwyler in Bleienbach/Langenthal, wo sie Produkte für Tiefdruckunternehmen herstellten, Leiter der Entwicklungsplanung der Contraves in Zürich, Unternehmensberater der Knight-Wendling in Zürich, wo er europäische Firmen in Entwicklung, Konstruktion und Fertigung beraten hatte. Als Unternehmensberater hatte er auch seine eigene Firma «Logistics 4U für Textilhandel». Und in Oberembrach führten sie in seiner Zeit als Schulpräsident die nachhaltige Holzschnitzelheizung ein.

Politisch hatte Koni sich unermüdlich für die SVP eingesetzt. Er war Stellvertreter im Parteisekretariat für den Kanton Zürich, wo er u.a. die Administrationssoftware programmiert hatte, und für die Partei in Oberembrach Präsident sowie Delegierter und ca. 26 Jahre Mitglied des SVP Albisgüetli Komitees.
Im Militär war er anfangs Übermittlungsoffizier (Uem Of) und beendete seinen Dienst als Nachrichtenoffizier (Nof), als Hauptmann im Stab eines Versorgungsregiments.
Seine Vorträge waren bekannt und beliebt. Sie waren aussergewöhnlich. Auf seinen Folien waren lustig dargestellte Tiere stellvertretend für Menschen und Handlungen zu sehen.
Sein liebstes und wichtigstes Hobby war seit über 40 Jahren Zeichnen und Malen. In den ersten Jahren waren Bleistift und Tuschfeder seine bevorzugten Werkzeuge, dann waren es ein paar Jahre Ölkreide und später wechselte er zu Aquarell- und Gouachefarben. Meist gestaltete er die Bilder zuerst am Computer, anhand von Zusammenschnitten aus eigenen Fotos und solchen vom Internet. Die Landschaften in der Umgebung von Oberembrach, des Embracher Tales und vom übrigen Kanton gefielen ihm so gut, dass sie anfangs zu seinem Schwerpunkt geworden sind. Später kamen weitere Motive aus der ganzen Schweiz und dem Ausland dazu. Auch Blumen-, Tiermotive und Portrait von Personen forderten ihn heraus. An diversen Ausstellungen, u. a. im Riverside Hotel und seit einigen Jahren auf dem paradiesischen Weihnachtsmarkt im Blumenland Meier in Lufingen, genoss er den Austausch mit den Besuchern. Vor allem mit den Kindern hatte und machte er sehr viel Spass. Die über 1000 gemalten Bilder hat er fotografiert, kategorisiert und unter einer eigenen www-Adresse veröffentlicht. Leider konnte er sie nicht mehr vollständig fertigstellen. Sein Wissen hat er gerne weitergegeben. Nachbarskindern kamen gerne zu ihm nach Hause, um zu malen und zu basteln.

In den letzten Jahren hat Koni seine Unternehmungen und Interessen zurückgestellt, um seine Frau Käthy mehr und mehr zu unterstützen und für sie da zu sein. Sie ist an frontaler Demenz erkrankt. Aufgrund sprachlichen Einschränkungen wurde die Kommunikation zunehmend schwieriger bis unmöglich. Trotzdem hat er dafür gesorgt, dass sie so lange wie möglich zu Hause sein konnte. Gegen Ende März dieses Jahres erlitt Käthy aufgrund Osteoporose einen Wirbelkörper Zusammenbruch und musste ins Spital. Seit dem konnte sie leider nicht mehr nach Hause zurückkehren. Heute lebt sie im KZU (Kompetenzzentrum Zürcher Unterland) in Embrach.

 

Dies war ein trauriger Einschnitt in Koni Flückigers Leben, gab ihm aber wieder mehr Zeit für sich und seine Bedürfnisse. Er war immer gerne mit dem Rennvelo unterwegs. Letztes Jahr hat er auf ein E-Bike umgesattelt und erkundigte seither mit viel Begeisterung mehrere Stunden lang die nähere Umgebung. Leider verliessen ihn die Kräfte mehr und mehr. Und schon bald war er körperlich nicht mehr in der Lage Sport zu treiben. Auch das Laufen ging von Tag zu Tag schlechter. Dazu kam, was ihn am meisten beschäftigte, dass er, der früher das Essen geliebt hat, keinen Appetit mehr hatte. Er musste sich zu jedem Bissen und Schluck zwingen. Nach der Computer Tomographie wurde befürchtet, dass er an Bauchspeichel[1]drüsenkrebs mit Metastasen erkrankt ist. Eine Leberbiopsie hat dies leider bestätigt. Koni wollte um sein Leben kämpfen. So hat er auch Hoffnung geschöpft, mit Chemotherapien die Lebensqualität wieder verbessern zu können. Er hatte noch so viele Pläne. Die Bahn hat ihn schon immer fasziniert. Vor ein paar Jahren hat er am Computer leidenschaftlich komplexe virtuelle Verkehrsanlagen mit Bahnen, Flugzeugen, Autos und Schiffen inklusive Gelände programmiert. Und als Testperson hat er dem Software Hersteller wertvolle Verbesserungen vorgeschlagen, welche auch umgesetzt wurden. Im Jahr 2012 bereiste er mehr als einen Monat lang die USA mit der Bahn. Sein Wunsch war, dort wie auch in der Schweiz, weitere interessante und faszinierende Strecken abzufahren.

Koni Flückiger war immer sehr engagiert in allem, was er tat. War stets wissensdurstig, an Abläufen und vor allem Technischem sehr interessiert. Über 60 Erfindungen hatte er aufgelistet. Auch Tiere lagen ihm am Herzen. Koni und Käthy hatten in Oberembrach ein sehr schönes zu Hause für Katzen. Besondere Freude hatte Koni am Teich mit vielen quakenden Fröschen und Molchen. In der Familie waren Gesellschafts- und Denkspiele sehr beliebt. Koni hat auch viel gelesen. Nebst Zeitungen und Wissenschafts-Zeitschriften, auch viele Krimis und Romane in Englisch. Überall, wo er war, kam er schnell in Kontakt mit fremden Menschen. Seine Kontaktfreudigkeit machten ihn aus und er stand auch gerne im Mittelpunkt. Er war bis zum Schluss begeisterungsfähig, intelligent und analytisch und mit seinem Humor hat er stets vielen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Nun ist diese Lebensgeschichte abrupt zu seinem Ende gekommen. Der Kreis hat sich geschlossen. Der Abschied tut weh, aber es ist auch viel Erinnerung und Dankbarkeit im Herzen. Wir werden dich vermissen! Danke für alles!