Aktiv Senior Erich Gerber
Quelle: http://www.urbanistica.ch
Mit Aufkommen der individuellen Mobilität Mitte des letzten Jahrhunderts ist Stadtplanung in der Schweiz in Vergessenheit geraten. Das Primat lag bei der Verkehrsplanung und Nutzungsentmischung, welche zu einer Zersiedlung der Schweiz geführt hat. Mit Annahme der Revision des Raumplanungsgesetzes 2013 hat das Schweizer Volk entschieden, dass kein weiteres Bauland eingezont und zukünftiges Bevölkerungswachstum mittels innerer Siedlungsentwicklung aufgenommen werden soll.
Wollen wir den im Raumplanungsgesetz postulierten Auftrag der Verdichtung in nachhaltiger Weise gerecht werden und genügend bezahlbaren Wohnraum schaffen, müssen wir die Disziplin der Stadtplanung wieder entdecken und praktizieren.
Das nachfolgende Manifest soll den dafür notwendigen Diskurs über Stadtplanung und Städtebau in Gang setzen. Urbanistica ist Webseite, Plattform und Bewegung zugleich, die Impulse setzt und den öffentlichen Dialog fördert mit dem Ziel, dass in vielen Kantonen, Gemeinden und Städten der Schweiz wieder qualitativ hochwertige, nachhaltige und bedürfnisgerechte Stadtplanung und guter Städtebau betrieben wird.
1. Wachstum und Urbanisierung sind Konstanten. Die daraus resultierende Zersiedelung, die Wohnungsknappheit und steigende Immobilienpreise sind primär eine Folge verfehlter Raumplanung.
2. Die grosse raumplanerische Herausforderung ist die Agglomeration. Ihr kann nur durch Stadtplanung und Städtebau wirkungsvoll begegnet werden.
3. Guter Städtebau führt zu geringerem Verkehrsaufkommen, effizienterer Bodennutzung, attraktiven öffentlichen Räumen, verbessertem Stadtklima und sozialer Durchmischung.
4. Stadtplanung ist eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand.
5. Wir benötigen wieder ausgewiesene Stadtplanerinnen und Stadtplaner, Stadtbaumeisterinnen und Stadtbaumeister. Es braucht Partizipation, aber auch und vor allem Leadership.
6. Konkurrenzverfahren mit ausgewiesenen Planungsteams über funktionale Räume bringen die besten Lösungen und Impulse für Stadtplanung und Stadtentwicklung.
7. Planungsinstrumente und -prozesse sind anzupassen auf die Bedürfnisse nachhaltiger, qualitätssichernder Orts- und Stadtplanung. Sie müssen eine rechtzeitige, umfassende und Rechtssicherheit schaffende Interessenabwägung ermöglichen.
8. Zur notwendigen Finanzierung von Stadtplanung können heute schon vorhandene Steuern, Abgaben und Förderprogramme zweckentsprechend eingesetzt werden.